Privatschulen – nur etwas für Reiche?
Folgt man dem Vorurteil, sind die Eltern Gutverdiener, für die das Schulgeld eine Kleinigkeit ist. Und Akademiker, so die allgemeine Meinung, die für ihre Kinder eine ‚bessere‘ Schule suchen. Doch wie sieht die Realität aus?
Bildungsweb hat I. Kusche, Mutter von drei Kindern zwischen sechs und zehn Jahren, befragt, die für den weiteren Schulbildungsweg ihrer älteren Kinder eine Privatschule gewählt hat.
Es handelt sich dabei um das 1921 gegründete Missionsgymnasium St. Antonius im niedersächsischen Bad Bentheim, welches sich in der Trägerschaft des Bistums Osnabrück befindet. Die Privatschule bietet als International College auch eine internationale Perspektive an.
Frau Kusche, Sie reagierten auf die Aussage, dass „Privatschulen nur etwas für Reiche seien“, etwas entsetzt. Wieso ist diese Ansicht Ihrer Meinung nach falsch?
Entsetzt? Nein. Ich muss eher darüber schmunzeln. Denn das würde bedeuten, dass wir reich wären. Für jedes Kind bezahlen wir im Monat 40 Euro Schulgeld. Das ist ein Betrag, den sich durchaus auch jeder Normalverdiener leisten kann.
Waren Sie selbst auf einer Privatschule? Oder was hat Sie dazu bewogen, Ihre Kinder auf eine Privatschule zu schicken?
Nein, weder mein Mann noch ich haben eine Privatschule besucht. Meine Schulzeit habe ich eher schlecht in Erinnerung. Nach der behüteten Grundschule kam ich in ein Schulkomplex mit rund 1200 Schülern und rutschte dort immer weiter runter. Ich war nicht überfordert, aber meine Leistungsbereitschaft nahm mehr und mehr ab. Bei meinen Kindern wollte ich es deshalb anders machen und habe mir eine Schule gesucht, die sie als Individuum betrachtet und nicht als einer von vielen.
Sind Ihre Kinder auf der Privatschule zufrieden? Was schätzen Sie besonders an der schulischen Bildung Ihrer Kinder? Welche sind Ihrer Ansicht nach die bedeutendsten Unterschiede zum „normalen“ Schulbildungssystem?
Ja, meine Kinder sind sehr zufrieden und gehen gerne zur Schule. Besonders schätze ich den guten, persönlichen Kontakt zu den Lehrern, der weit über die Schulstunden hinausgeht. Ich fühle mich sehr gut informiert über den momentanen Stand der Kinder und auch private „Probleme“, wie zum Beispiel unvermeidbare Rangeleien im Bus, finden immer ein offenes Ohr und Lösungsvorschläge. Genau darin sehr ich auch den größten Unterschied zum „normalen“ Schulsystem. Unsere Kinder werden dort sowohl menschlich durch die christliche Ausrichtung als auch fachlich durch den internationalen Abschluss, so meine ich, bestens auf Ihre Zukunft vorbereitet.
Gehen Sie denn eher mit der These konform, dass überwiegend gebildetere Eltern darüber nachdenken, ihre Kinder auf eine Privatschule zu schicken? Wie verhält sich das in der Einrichtung, die Ihre Kinder besuchen?
Eine schwierige Frage. Um es ein wenig diplomatisch auszudrücken, würde ich sagen, dass sich mehr Eltern Gedanken über die Zukunft ihrer Kinder machen sollten. Ich meine, dass man auch nach dem Besuch einer staatlichen Schule, unabhängig vom jeweiligen Bildungsstand, viel erreichen kann. Doch Kinder benötigen Führung und Vorbilder. Eine gute Schule sollte den Weg, den die Eltern gehen, fortführen und ergänzen. Nicht jedes Kind hat das Potential, ein Gymnasium zu besuchen, doch jedes Kind sollte das Recht haben, eine gute Schulbildung, entsprechend seiner Möglichkeiten, zu bekommen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Eltern Akademiker sind oder nicht.
Wir als Eltern spiegeln am International College of Science and the Arts die ganze bunte Gesellschaft wieder. Bei uns gibt es neben Akademikern sowohl Hoteliers als auch Tischler und ich meine, dass diese Mischung besonders wichtig ist. Damit können unsere Kinder auf gehobenen Level lernen und verlieren doch nie den Bezug zur Realität.
Privatschulen fordern oft verstärkte Elternmitarbeit. Ist es aufwendiger für Eltern, wenn die Kinder eine Privatschule besuchen? Müssen Eltern bestimmte Aufgaben übernehmen?
Ein „MUSS“ gibt es bei uns nicht. Elterninitiative ist durchaus erwünscht, aber nicht verpflichtend.
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