Privatschulen: gefragte Alternative
Die wachsende Beliebtheit von Privatschulen ist mehr als ein Trend. Welche Gründe stecken hinter der alternativen Bildungslandschaft der Privatschulen und welche Rolle können die Schulen freier Träger für die Zukunft des Bildungssystem in Deutschland spielen?
Privatschulen blicken auf eine lange Geschichte zurück. Schon im Mittelalter war der Besuch von Privatschulen für Kinder reicher Eltern üblich. Dabei handelte es sich meist um Klosterschulen, die von Jungen besucht wurden, um sie mit dieser konfessionellen Ausbildung auf eine religiöse Laufbahn vorzubereiten. Seit Einführung der Schulpflicht in der Weimarer Republik wird der große Bedarf an allgemeinbildenen Schulen von staatlichen sowie freien Trägern gedeckt.
Lehren der Geschichte
Nach den Erfahrungen des Nationalsozialismus wurde sogleich im Grundgesetz das ‚Recht zur Errichtung von privaten Schulen’ (GG Artikel 7 Absatz 4) verankert. Damit soll eine Gleichschaltung der Bildung verhindert und ein vielfältiges und weltoffenes Bildungsangebot mit staatlichen Schulen und Privatschulen geschaffen werden. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs übernahmen die Privatschulen in einigen Regionen die schulische Grundversorgung, da der Staat dies selber noch nicht gewährleisten konnte.
Privatschulen im Zeichen von Imageverlust und Krise
Infolge des Pillenknicks (Geburtenrückgang in den 1960er Jahren) und der negativen Meinung der Gesellschaft bezüglich der Privatschulen in der 1980er Jahren mussten einige Privatschulen schließen. Auch die anhaltenden säkularen Entwicklungen innerhalb der deutschen Gesellschaft sorgten dafür, dass die Nachfrage an entsprechend geschultem und ausgebildetem Personal nachließ. Woraufhin vor allem konfessionelle Privatschulen schließen mussten.
Aufschwung und Boom der Privatschulen
Doch renommierten und traditionsreichen Privatschulen, die auf eine langjährige Erfahrung in der pädagogischen Arbeit zurückblicken, gelingt es, die Krise zu meistern. Mit neuen Angeboten können sie das Image und Interesse an Privatschulen wiederherstellen. Die Probleme im staatlichen Schulsystem und und entsprechend steigende Unzufriedenheit, lassen den Ruf nach Alternativen lauter werden. So ist seit den 1990er Jahren ein Anstieg an Privatschulen zu verzeichnen. In 2023 besucht jeder zenhte Schüler eine Privatschule. 20 Jahre zuvor waren es nur 6 Prozent.
Als Gründe werden zum einen die Veränderungen innerhalb Deutschlands mit der Wiedervereinigung, die Ergebnisse der PISA-Studie sowie weiterer Vergleichsstudien angeführt und zum anderen die bemängelte Qualität und unzureichende individuelle Förderung innerhalb der Beschulung an Regelschulen.
Heute sehen sich Privatschulen nicht als Konkurrenz zu den staatlichen Schulen, sondern vielmehr als Alternative zu öffentlichen Schulen; besonders für Kinder, die einer individuellen Förderung bedürfen oder bei denen alternative pädagogische Ansätze erfolgreicher erscheinen. Gegenseitiger Austausch und Synergie-Effekte könnten sich dabei positiv auf das gesamte deutsche Schulsystem auswirken.
Staatliche Finanzierung der Privatschulen
Artikel sieben des Grundgesetzes verpflichtet den Staat, die Gründung privater Schulen finanziell zu fördern, damit sie eine Chance haben, sich zu etablieren. Ersatzschulen, die sich am öffentlichen Lehrplan orientieren und bestimmte Qualitätsstandards erfüllen, können in einigen Fällen staatliche Zuschüsse für einen Teil ihrer Kosten erhalten. Diese Zuschüsse können sich auf einen Prozentsatz der vergleichbaren Kosten öffentlicher Schulen beziehen, variieren jedoch erheblich. Da Bildung Ländersache ist, gibt es aufgrund unterschiedlicher landesrechtlicher Bestimmungen keine einheitliche Regelung und darum große Unterschiede in der Bezuschussung von Privatschulen.
Da der staatliche Zuschuss in aller Regel nicht ausreicht, um alle Kosten abzudecken und wirtschaftlich zu arbeiten, sind Privatschulen auf private Finanzierungsquellen angewiesen sind, wie allen voran Schulgelder sowie Spenden oder Stiftungsmittel. Die Höhe des Schulgeldes variiert erheblich und kann zwischen ein paar Hundert Euro im Jahr und mehreren Tausend Euro im Monat liegen.
Gegenwart der Privatschule
Ob eine Privatschule für Ihr Kind eine passende Alternative zu einer Regelschule darstellt, bleibt im Einzelfall zu prüfen. Die optimale Schule sollte den Bedürfnissen des Kindes und den Wünschen der Eltern entsprechen. Festzuhalten ist, dass Privatschulen häufig dort ansetzen, wo die Kompetenzen oder Möglichkeiten der öffentlichen Schule enden. Häufig bieten Privatschulen eine gezieltere Förderung in kleineren Klassen und verstehen Schule als eine ganzheitliche Bildung junger Menschen.
Zukunft der Privatschule
Mit einem wachsenden Interesse an alternativen Bildungskonzepten und einer zunehmenden Vielfalt in der pädagogischen Landschaft scheint die Zukunft der Privatschulen in Deutschland vielversprechend. Die steigende Nachfrage nach individualisierter Betreuung, spezialisierten Lehrmethoden und innovativen pädagogischen Ansätzen positioniert Privatschulen als wichtige Akteure im deutschen Bildungssystem. Es ist zu erwarten, dass das Interesse an und die Zahl der Privatschulen weiterhin wachsen wird.
Seit den Neunziger Jahren hat sich die Anzahl der Privatschulen in Deutschland um 80 Prozent erhöht, während die Anzahl öffentlicher Schulen im selben Zeitraum um fast ein Viertel gesunken ist. Privatschulen könnten eine Schlüsselrolle bei der Förderung von Bildungsvielfalt und der Entwicklung von zukunftsorientierten Lehransätzen spielen. Die Herausforderung wird darin bestehen, den Zugang zu Privatschulbildung zu erweitern und sicherzustellen, dass innovative Lehrmodelle auch für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich sind.
Am Phorms Campus Berlin Süd in ruhiger Wohngegend am grünen Monroe-Park erleben Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zum Abitur eine zweisprachige Gemeinschaft in Deutsch und Englisch. Die Schule im Ganztagsbetrieb legt einen besonderen Schwerpunkt auf individuelle Förderung und bietet vielfältige Angebote auch außerhalb des Schulalltags - damit Schüler ihre Talente entdecken und weiterentwickeln können.