Privatschulen – Trend und Tradition der alternativen Beschulung
Wenn der Frust mit dem staatlichen Schulsystem an Regelschulen groß ist, versprechen Privatschulen eine Lösung - und sind gefragter denn je. Ob Grundschule oder Gymnasium, reformpädagogischer Ansatz, konfessioneller Träger oder Waldorfschule - die wachsende Zahl von Ersatzschulen in freier Trägerschaft bietet eine breite Palette an Alternativen.
Privatschulen erfreuen sich in Deutschland wachsenden Beliebtheit. Eltern entscheiden sich immer häufiger dafür, ihre Kinder auf Privatschulen zu schicken, um von kleineren Klassen, individuelleren Lernansätzen und oft auch einem spezialisierten Lehrplan zu profitieren. Mittlerweile besucht jeder zehnte Schüler in Deutschland eine Privatschule. Auch die Anzahl der Privatschulen hat sich in den letzten 10 Jahren um 50 Prozent erhöht.
Rechtliche Grundlagen von Privatschulen
Unter Privatschulen werden Schulen in freier Trägerschaft verstanden. Daher sind Privatschulen keine staatlichen und öffentlichen Schulen und entsprechend unabhängig. Als Träger von Privatschulen kommen Vereine, Gewerkschaften, kirchliche Organisationen, Privatpersonen und sonstige Gesellschaften in Frage. Die Gründe für die Gründung einer Privatschule können von pädagogischen Konzepten bis hin zu speziellen Weltanschauungen oder auch finanziellen Interessen reichen. Gemäß Artikel 7 Absatz 4 des Grundgesetzes hat jeder das Recht, eine Privatschule zu gründen, unter der Voraussetzung, dass sie in ihren Zielen, Ausstattung und Lehrerausbildung den Standards der öffentlichen Schulen entspricht.
Verschiedene Arten von Privatschulen
Privatschulen lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: allgemeinbildende Privatschulen, auch Ersatzschulen genannt, die parallel zum staatlichen Schulsystem agieren und je nach Anerkennung oder Genehmigung eigenständige Lehrpläne verfolgen können. Ist von Privatschulen die Rede, so sind in der Regel diese Ersatzschulen gemeint.
Außerdem gibt es noch die beruflichen Privatschulen, auch Ergänzungsschulen genannt, die oft auf berufliche Weiterbildung ausgerichtet sind und so in den Bereich der Erwachsenenbildung fallen. Hierzu gehören z.B. die Fachschulen, an denen schulische Berufsausbildungen absolviert werden können.
Boom der Privatschulen?
Trotz des steigenden Zuwachs stellt die Institution Privatschule in Deutschland immer noch die Ausnahme in Sachen Schulbesuch dar. Hierzulande liegt nach Auswertung des Statistischen Bundesamtes (2023) der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die eine Privatschule besuchen, aktuell bei 9,2 Prozent. 10 Jahre zuvor waren es nur 6 Prozent. Zwischen den Bundesländern gibt es dabei erhebliche Unterschiede. Während der Anteil von Privatschülern in Mecklenburg-Vorpommern bei 11,5 Prozent liget, beträgt er in Schleswig-Holstein nur 6,6 Prozent. Mit den Schülerzahlen hat sich auch die Anzahl der Privatschulen in Deutschland in den letzten 10 Jahren um über 50 Prozent erhöht: auf aktuell 3.784. Die Zahl der öffentlichen Schulen ist in diesem Zeitraum um 24 Prozent gesunken.
Finanzierung und Zugänglichkeit von Privatschulen
Eine der größten Herausforderungen für Privatschulen in Deutschland bleibt die Finanzierung. Im Gegensatz zu öffentlichen Schulen erhalten Privatschulen keine direkte staatliche Unterstützung und müssen sich über Schulgebühren und private Spenden finanzieren. Dies führt zu einer begrenzten Zugänglichkeit, da nicht alle Familien in der Lage sind, die oft höheren Kosten für eine Privatschulausbildung zu tragen. Durch Stipendien- und Förderprogramme wird versucht, den Schulbesuch unabhängiger vom Einkommen der Eltern zu realisieren.
Image der Privatschule
Privatschulen versprechen den interessierten Eltern und Kindern, dass sie bessere Lernbedingungen schaffen, bilingualen Unterricht anbieten, in kleineren Klassen oder Gruppen, klassenübergreifend und multikulturell lernen und lehren und dass sie anhand bestimmter pädagogischer Konzepte auf die Kinder eingehen. Eine individuelle Betreuung und Förderung steht dabei meist weit mehr im Vordergrund als an öffentlichen Schulen. Zusätzliche Angebote, die sich der Förderung von hochbegabten oder Kindern mit Lern- und Konzentrationsschwächen widmen, runden das Profil der Privatschulen ab.
Eltern müssen mit einem zwei- bis vierstelligen Eurobetrag rechnen, der für das Schulgeld fällig wird. Die Kosten für den Besuch einer Privatschule in Deutschland können stark variieren und hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Ausrichtung, die Schulform, das pädagogische Konzept, die Ausstattung der Schule und die Klassenstufe. Es gibt einkommenabhängige Schulgelder, Stipendien oder wie häufig an konfessionellen Privatschulen einen geringfügigen Elternbetrag.
Konfessionelle Schulen
Den größten Anteil von Privatschulen stellt die Gruppe der konfessionellen Privatschulen dar, die rund 80 Prozent der allgemeinbildenden Schulen ausmachen. Dabei liegen Privatschulen in katholischer Trägerschaft noch vor den evangelischen Schulen. Die konfessionellen Privatschulen orientieren sich an einem religiös geprägten Weltbild. Diese Werte und Normen werden im Unterricht und Schulleben vermittelt. Der Religionsunterricht ist ein Pflichtfach.
Waldorf- und Reformpädagogik
Neben den konfessionellen Schulen stellen Waldorfschulen eine große Gruppe unter den Privatschulen dar. Waldorfschulen, inspiriert von den anthroposophischen Ideen Rudolf Steiners, bieten einen speziellen pädagogischen Ansatz. Hier steht nicht nur der Wissenserwerb im Fokus, sondern auch die ganzheitliche Entwicklung der Schüler, wobei auf traditionelle Noten verzichtet wird. Eurythmie, als künstlerischer Ausdruck, ist ein integraler Bestandteil des Lehrplans, der die individuellen Fähigkeiten der Schüler fördert und eine kreative Lernumgebung schafft.
Mit einem Anteil von etwa zehn Prozent am Gesamtumfang der Privatschulen präsentiert sich eine vielfältige Gruppe von Einrichtungen, die verschiedene reformpädagogische Ansätze verfolgen. Hierzu zählen Freie Alternativschulen, Montessori-Schulen sowie Schulen, die der Vereinigung Deutscher Landerziehungsheime angehören. Diese Schulen legen Wert auf individualisierte Lehrmethoden und eine ganzheitliche Herangehensweise an die Bildung.
Historische Entwicklung der Privatschulen in Deutschland
Die Geschichte der Privatschulen in Deutschland ist geprägt von Wandel und Anpassung an gesellschaftliche Entwicklungen. Im 19. Jahrhundert entstanden viele Privatschulen, die oft von konfessionellen oder privaten Trägern ins Leben gerufen wurden. Während des 20. Jahrhunderts mussten Privatschulen jedoch mit verschiedenen Herausforderungen umgehen, insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus und in der DDR, als sie stark eingeschränkt wurden. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands erlebten Privatschulen einen neuen Aufschwung, angetrieben von einem gesteigerten Interesse an alternativen Bildungskonzepten und einer wachsenden Vielfalt in der pädagogischen Landschaft. Heute spielen Privatschulen eine bedeutende Rolle im deutschen Bildungssystem und bieten eine breite Palette an Lehransätzen und Spezialisierungen an.
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